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Skalierbarkeit: Die perfekte Bedingung fürs Unternehmenswachstum?

In der Startup-Szene hat sich der Begriff Skalierbarkeit zu einem echten Buzzword entwickelt. Alle sprechen davon, dass sie ihr Unternehmen skalieren möchten, wofür oftmals der Einstieg von Investoren vorausgesetzt wird, die das nötige Wachstumskapital zur Verfügung stellen.

Tatsächlich sind Geschäftsmodelle, die eine Skalierbarkeit zulassen, besonders interessant für Investoren, da die Skalierung des Unternehmens oft mit einer Steigerung des Wertes einhergeht. Wer als Geldgeber eine hohe Rendite mit seinen Investitionen erzielen möchte, sollte also auf die Skalierbarkeit der Geschäftsprozesse achten. Auch wir von BREAKEVEN achten darauf, obwohl die Ausführung immer wichtiger ist als die Idee.

Doch wann ist das Kriterium der Skalierbarkeit bei einer Geschäftsidee erfüllt und welche Merkmale weist ein für Investoren interessantes Unternehmen auf? Dieser Frage gehen wir im Folgenden näher auf den Grund.

Definition: Was ist ein skalierbares Geschäftsmodell?

Es wird dich jetzt überraschen, aber jedes Geschäftsmodell ist grundsätzlich skalierbar. In Bezug auf die Skalierbarkeit muss man aber zwischen verschiedenen Arten der Skalierung unterscheiden. Es gibt Geschäftsmodelle, die dir nur dann mehr Umsatz und Gewinn bringen können, wenn neue Filialen errichtet, neue Märkte erschlossen und neue Mitarbeiter eingestellt werden. Ein gutes Beispiel dafür ist ein klassisches Industrie- oder Dienstleitungsunternehmen.

Wer mal eine BWL-Vorlesung besucht hat, kennt mit Sicherheit die Begriffe „Economies of Scale“ und „Economies of Scope„. Damit ist gemeint, dass die Produktionskosten abnehmen, wenn entweder mehr gleichartige Produkte oder mehr verschiedenartige Produkte hergestellt werden. Grund hierfür ist unter anderem die bessere Auslastung von Kapazitäten und somit die Verteilung der Fixkosten auf mehrere Einheiten.

Wenn in der modernen Unternehmenswelt von Skalierbarkeit gesprochen wird, meint man damit in der Regel Geschäftsmodelle, die überproportional zu ihrer personellen und räumlichen Infrastruktur wachsen können. Ein Software-Anbieter kann beispielsweise viele neue Kunden gewinnen, ohne dass dafür gleich deutlich mehr Mitarbeiter eingestellt werden müssten. Auch die Kosten für die Bereitstellung der Software steigen nicht linear mit den Verkäufen, sondern jeder neue Download einer Software verursacht kaum weitere Grenzkosten. Sofern man annimmt, dass die Marketingausgaben zur Gewinnung eines Neukunden einigermaßen konstant bleiben.

Fakt ist: Es gibt keine Unternehmen, die wirklich zu 100 % losgelöst von Investitionen in die Infrastruktur wachsen können. Doch der Grad der Skalierbarkeit hat einen großen Einfluss darauf, ob Umsatz und Aufwand parallel steigen oder ob die Umsatzkurve deutlich schneller steigen kann als der kumulierte Aufwand. Und wenn der Abstand der Umsatz- und Aufwandskurve immer größer wird, steigt auch der Gewinn des Unternehmens.

Ist ein extrem skalierbares Geschäftsmodell notwendig, um Investoren zu überzeugen?

Wer ein Unternehmen gründen möchte, sollte groß denken – so hört man es immer wieder. Die Skalierbarkeit ist dabei natürlich verlockend, denn wer davon träumt, sein Startup zu skalieren, denkt mit Sicherheit schon an einen möglichen Exit.

Doch die Skalierbarkeit allein sollte nicht die einzige Motivation zur Unternehmensgründung sein. Viele erfolgreiche Startups sind nicht maximal skalierbar, haben aber Wege gesucht, um ein hohes Wachstum zu erzielen, ohne dabei ihre Fixkosten zu sehr zu erhöhen. Skalierbarkeit in der Praxis sieht nämlich definitiv anders aus als in der Theorie.

Für dich als Gründer sollte daher nicht die bloße Skalierbarkeit des Geschäftsmodells erste Priorität haben. Stattdessen solltest du nach Möglichkeiten suchen, wie du deine Skills bestmöglich in Leistungen umwandeln kannst, die der Markt nachfragt. Erst danach solltest du dir die Frage stellen, wie du die Skalierbarkeit dieser Geschäftsprozesse angehst.

Investoren sind in der Regel an der Skalierbarkeit eines Geschäftsmodells interessiert, weil sie sich ein Wachstum erhoffen. Zahlen sie dir mehr Geld für Anteile an deinem Unternehmen als dieses aktuell laut der Bücher wert ist, stellt die Investition eine Wette auf die Zukunft dar. Ein Geschäftsmodell, das nicht den Anschein macht, als könnte man es skalieren, wird vermutlich eine geringere Bewertung erzielen.

Fixkosten senken: So machst du dein Unternehmen skalierbarer

Die Skalierbarkeit eines Geschäftsmodells ist keine Schwarz-Weiß-Betrachtung. Jeder wird einem zustimmen, wenn man sagt, dass die Entwicklung einer Software ein skalierbares Prinzip darstellt. Doch wer sein Unternehmen in der Praxis dann auf einem zu hohen Fixkostensockel parkt, wird von der Skalierbarkeit nicht viel merken.

Als Unternehmer sollte es daher ein wesentliches Anliegen von dir sein, sinnvolle Investitionen von effizienzlosen Fixkosten zu unterscheiden. Jeder Punkt auf der Liste der Fixkosten sollte auf den Prüfstand gestellt werden, wenn es um die Verbesserung der Effizienz des eingesetzten Kapitals geht:

  • Kosten für Räumlichkeiten (z. B. Büro, Lager etc.)

  • sonstige infrastrukturelle Kosten (z. B. Internet, Arbeitsplatzausstattung etc.)

  • Personalaufwand (z. B. Geschäftsführung, Developer, Support etc.)

Frage dich immer, ob die Fixkosten wirklich dazu beitragen, deine Umsätze zu erzielen oder ob es nur ein „Luxus“ ist, den sich dein Unternehmen leistet. Besonders beim Personal ist diese Entscheidung schwierig. Doch es ist ein Fakt, dass besonders im Tech-Bereich viele Startups nach einiger Zeit im HR ordentlich aufräumen, weil der Anfangsaufwand im Development höher war als in der Phase der Produktreife.

Nur wenn du die Fähigkeit mitbringst, mit dem Rotstift deine Fixkosten anzupacken, kannst du Skalierbarkeit von der theoretischen Ebene in die Praxiswelt holen. Wir von BREAKEVEN suchen genau nach solchen Persönlichkeiten, denn die Pläne für unsere Geschäftsmodelle liegen alle schon in unserer Schublade. Es braucht nun aber ein engagiertes Team, das diese auch durchzieht.

Die Grenzen der Skalierbarkeit – die Engpässe in der Praxis

Wir haben nun also geklärt, dass die Skalierbarkeit ein wichtiges Kriterium ist, auf das Gründer und Investoren gleichermaßen achten sollten. Doch wir haben auch schon angedeutet, dass sich das theoretische Konstrukt der Skalierbarkeit nicht 1:1 in die Praxiswelt übertragen lässt. Die wichtigsten Engpässe der Skalierbarkeit, die in der realen Wirtschaft auftreten, sind sprungfixe Kosten und die Sättigung des Marktes.

Sprungfixe Kosten

Ein Hauptgrund dafür, warum die Skalierbarkeit von Unternehmen nicht grenzenlos möglich ist, liegt in der Existenz sprungfixer Kosten. Damit ist gemeint, dass sich die Fixkosten eines Unternehmens sprunghaft erhöhen, wenn eine bestimmte Schwelle an Kunden bzw. zu produzierenden Einheiten erreicht wird.

Beispiel: Ein Software-Anbieter hat einen Support-Mitarbeiter eingestellt, der etwa 250 Kunden betreuen kann. Sobald die Zahl der Kunden aber auf mehr als 250 ansteigt, muss ein weiterer Support-Mitarbeiter eingestellt werden. Damit der Anteil der Fixkosten am Umsatz wieder zurückgeht, müssen aber zunächst 250 neue Kunden gewonnen werden. Und sobald wieder ein Kunde mehr dazu kommt, muss ein weiterer Support-Mitarbeiter eingestellt werden.

Sättigung des Marktes

Wer ein Produkt oder einen Service entwickelt, das auf eine enge Zielgruppe zugeschnitten ist, könnte irgendwann kein relevantes Wachstum mehr erzielen. Grund hierfür ist, dass der Markt voll durchdrungen wurde und die Akquisition neuer Kunden spürbar teurer wird.

Beispiel: Du hast eine Buchhaltungssoftware für Tennisvereine entwickelt, die genau auf die Bedürfnisse der Clubs zugeschnitten ist. Die ersten 20 bis 30 % deiner Zielgruppe bekommst du schnell überzeugt, aber je mehr du den Markt durchdringst, desto teurer wird deine Neukundengewinnung. Am Ende bleiben noch 10 % übrig, die sich aber scheinbar hartnäckig gegen die Digitalisierung stemmen. Diese Vereine wirst du nicht mehr wirtschaftlich davon überzeugen können, deinen Service zu nutzen.

Fazit zur Skalierbarkeit von Unternehmen

Abschließend lässt sich festhalten, dass Unternehmen als skalierbar gelten, wenn sie ihre Umsätze steigern können, ohne dass die Investitionen in Fixkosten parallel dazu zunehmen. In der Praxis wird das Potenzial der Skalierung aber durch verschiedene Phänomene begrenzt.

Die Skalierbarkeit eines Startups ist etwas, worauf Investoren achten. Denn wenn ein Unternehmen erfolgreich skalieren kann, steigert es in der Regel seinen Wert. Gleichzeitig wird das Kapital der Investoren dafür benötigt, um überhaupt die notwendigen Grundlagen zu schaffen, um die Skalierung angehen zu können.

Die Skalierung wird aber nicht nur durch das Geschäftsmodell an sich definiert, sondern auch durch Entscheidungen des Managements. Wer seine Fixkosten im Blick hat und gezielt nach Möglichkeiten sucht, um diese zu reduzieren, treibt die Skalierbarkeit voran. Ein Geschäftsmodell, das man theoretisch skalieren könnte, aber durch einen hohen Fixkostenapparat schwerfällig verwaltet wird, kann in der Praxis nur sehr unwahrscheinlich Erfolg haben.